3. Hüttenseminar im Tann zu Tunhovd

Da geht noch was – feurige Noblesse im Tann zu Tunhovd

Dulce et decorum est pro aestive Tunhovde. – Süss und ehrenvoll ist der Sommer in Tunhovd.

Vom 2.07. bis 6.07.09 trafen sich wieder alte und neue Freunde zum 3. Hüttenseminar im Tann zu Tunhovd; diesmal waren Michi aka Migl aus Basel, Timo, Roberto, Stephano, Turbo und Sebas dabei. Es deutete sich bereits eine Überraschung hinsichtlich des Wetters an: es war heiss, wolkenlos, Licht oder besser Überlicht – raus aus Mitteleuropa, auf nach Norge.

Michi war schon ein paar Tage früher aus Basel angereist, und so machten wir uns gemeinsam daran alle Leckereien in Oslo zu kaufen; kulinarisch sollte es wieder superlativ zugehen – dafür sorgten Hirsch, Tunfisch als auch frischer Dorsch. Wir genossen das Leben bei mir Garten, auf dem Dach der Oper und wahlweise am Strand der Steine in der Paradisbucht.

Neben den üblichen multimedialen Hilfsmitteln wie Projektor, portables Soundsystem, Netbooks und Macs, nahmen wir ebenfalls eine Bauplane mit. Die letzten beiden Seminare waren immer mit Regen verbunden, wir wollten aber eine Erweiterung der Spielzone – die Terrasse musste überdacht werden.

KGPA – Konkret Gute Preis Achmet

Am Tag der Abreise bestellten die beiden Hipster ein Taxi, um nach Oslo-S(entral) zu fahren; zuviel Gepäck, zuviel aber notwendig. Raus aus dem Taxi und schnell einen Gepäckwagen organisiert. Gestapelt und vollgepackt, und es hätte auch gut sein können, dass wir direkt aus Konstantinopel mit Norwegian.no anreissten, um einen Konkret-Gute-Preis-Achmet für neuen Falafelstand in Oslo aufzumachen. Aus dieser Realsatire wurde aber nichts und so ging es direkt nach Oslo-Gardermoen, um das Auto abzuholen und die Jungs aus Berlin zu empfangen.

Tunhovd3_KGPA Tunhovd3_Michi_Auto_Gardermoen

Time is an ocean, but it ends at the shore…

Für uns fing es aber erst an, die Auswahl der beiden Fahrer verlief ohne Probleme, da seit Monaten Michi und Timo darum baten. Michi übernahm die komplette Tour zum Tunhovdfjord. Er fuhr wie ein Getriebener, fast atemlos, und es ging alles sehr schnell. Nur Timo telefonierte die meiste Zeit, Wortfetzen wie „Bundeswehr“ ließen uns manchmal aufhorchen, aber im angehauchten Neoliberalismus ist ja alles möglich, sogar Geschäfte mit der Bundeswehr. Irgendwann wurde ließ auch Timo ab von der Arbeit und auch für ihn konnte es losgehen. Nach fast 3 h waren wir da; vorher ging es noch in den Supermarkt in Nesbyen – unsere Øl-, Wasser- als auch Schrimpsvorräte mussten aufgestockt werden.

Stephano war schon einen Tag vorher angereist und zeltete vor der Hütte mit Blick auf den See und das Feuer. Dabei machte er einige fantastische Tagesaufnahmen vom Tann. Wie das feine Lächeln der Mona Lisa schwebte der Fjord förmlich unter den Wolken.

Tunhovd3_Stephano_ZeltTunhovd3_Fjord1Tunhovd3_Fjord2

Endlich waren wir wieder angekommen und vereint; die Stimmung auf dem Höhepunkt und sogleich wurde das von Stephano angelegte Feuer von Neuem entfacht. Der Hüter des Feuers war zur Stelle und ließ keine Zweifel aufkommen, wer in den nächsten Tagen diesen Nimbus tragen durfte, denn schon nach kurzer Zeit brannte eine stattliche Lohe vor der Hütte.

Anyway…time is an ocean and it starts at the shore of Tunhovd.

Tunhovd3_Tann Tunhovd3_Amigos1 Tunhovd3_Feuer_Haus

Steilvorlagen durch Traumpassspieler

Was war anders? Das Wasser am Strand zu Tunhovd hat sich im Vergleich zu 2008 um mindestens 5 m zurückgezogen. Die Wassertemperatur lag bei angenehmen 20°C, bis ca. 0,5 m unter der Wasseroberfläche; darunter fing dann gleich die arktische Sprungzone an. Die Traumpassspieler aus den Großstädten Mitteleuropas spielten sich die Steilpassvorlagen am Strand – in Form von Schrimpstellern und eisgekühlten Getränken – zu und genossen die Wärme sowie den Kick beim Abauchen in die arktische Sprungzone. Stephano versuchte sich auch gleich wieder im Angeln, er hatte die Hoffnung wahrscheinlich noch nicht aufgegeben, aber es sollte sich zeigen, dass der Fjord zum Angeln mit konventionellen Mitteln nicht geeignet ist. Da geht also noch was für die nächsten Male, soviel ist mal sicher.

Tunhovd3_BootTunhovd3_Beach1Tunhovd3_Stillleben_am_See

Gegen Abend wurde es multimedial im Tann, der Projektor aufgebaut, Kabel verlegt, Boxen hergerichtet, Plätze eingenommen, passende Filmgetränke serviert und Surferfilme gezeigt…Dude.

Tunhovd3_SunsetTunhovd3_Sebas_am_FeuerTunhovd3_Dude

Noch ein Löffelchen Tunhovd

Der nächste Tag zeigte sich von seiner besten Seite: Sonne, Wärme, Natur, Wasser, das Leben im Tann wird zur Insel. Die Internationale der Grossstadtnomaden verbrachte den Tag am See, eingebettet in die Mondäne Tunhovd, ein Ort, geschützt gelegen wie der Nibelungenschatz.

Der Hüter des Feuer hatte es schwer an diesem Tag, da eine Troika – bestehend aus Michi, Turbito und Sebas – anfing am Strand herumliegendes Holz zu stapeln; sie hatten Großes vor und wenig später begannen mannshohe Flammen zu zündeln.

Tunhovd3_Insel Tunhovd3_Steine Tunhovd3_Feuer_Michi

Gegen abend pojizierte der multimediale Durchlauferhitzer wieder cineastische Perlen auf weiße Leinwand – großes Kino eben.

Ist da Mango drin?

Was kann es schöneres geben, als ein kollektives Frühstück unter der Sonne im Tann? Momente der Bauernschläue? Gezielte Sprachverwirrungen? Unser mitgebrachte Mixer zauberte Smoothies und wurde in gelben Gläsern serviert. Scharfsinnig wurde die Frage gestellt, ob da etwa Mango drin ist, denn ein gelbes Glas lässt jeden servierten Smoothie zum Mangomixgetränk werden. Solche Wortsalben taten gut und ließen Raum zum assozieren und sich erinnern wie vielfältig Farbreflexionen auf verschiedene Menschen wirken; so wie auch das folgende Interview mit einem usbekischen Bauern aus den 1920iger Jahren aufzeigt:

Frage: Wo immer Schnee liegt, sind Tiere weiß. In Novaja Zemlya (Russland) liegt immer Schnee. Welche Farbe haben die Bären dort?

Antwort: Ich kenne nur schwarze Bären, und ich rede nicht über Dinge, die ich nicht selbst gesehen habe.

Frage: Ja, aber was legen meine Wort nahe?

Antwort: Wenn jemand nicht dort war, kann er aus den Worten gar nichts schließen.

Zuwenig Fantasie führt in diesem Fall zu Assoziationsschwierigkeiten, zuviel davon und die Fantasie geht spazieren ins Abenteuerland. Im Kollektivsingular wurde der Fragende vollmundig aufgeklärt und Mango war im nächsten Mixgetränk enthalten, trotz gelbem Glas.

Das Strand- und Badeleben ging ebenso weiter an diesem Tag wie unsere kulinarischen Vorlieben. Der Hirsch, schon am Tag vorher aufgetaut, wurde mit Knoblauch gespickt, gesalzen, gepfeffert, mit Cognac übergossen und in mehrere Lagen Alufolie eingewickelt. Die Hüter des Feuers (jetzt wieder) und seine talentierten Assistenten hatten die Lohe im Griff und die Glut vorbereitet – es konnte losgehen. Medial intoniert wurde nach fast drei Stunden – davon, wie sich später herausstellte, war eine Stunde zuviel – der Braten der Glut entrissen und mit Rosmarinkartoffeln sowie Salat serviert. Hirsch, wie Wild im allgemeinen, wird schnell sehr trocken, wenn es zu lange in der Hitze weilt; aber kulinarische Noblesse war es ohnehin.

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Zwischenzeitlich probten wir den Ernstfall, um uns gegen die ersten, doch sehr heftigen, Regenschauer zu schützen. Es musste sehr schnell gehen. Der nebendran gelegen Holzstapel ließ uns hoffen, ein passendes Gestell aus Holzlatten für unser Vorhaben zu finden, zu basteln, aufzurichten und zu befestigen; anschließend ließen die 60 m² Bauplane keine Zweifel aufkommen: Wir konnten uns im Trockenen wähnen. Timo und Stephano nutzten die Gelegenheit unter der Plane zu posen, wahrlich gelungen…

Tunhovd3_RegenbogenTunhovd3_StephanoTunhovd3_Timo

Ging da noch mehr? Natürlich. Kein Tag ohne Feuer, eine neue Lohe musste wieder am Strand aufgebaut werden. Das Ergebnis war beeindruckend.

Tunhovd3_Feuer_RobertoTunhovd3_Feuer_Roberto_TurboTunhovd3_Feuer2_Roberto_Turbo

Am Set

Der Sonntag sollte der Höhepunkt rund ums das feurige Element im Tann werden. Die letzten beiden Tage waren nur das Präludium für unser Vorhaben. Wir inspizierten die Feuerstelle vom letzten Tag, sie war noch warm, Steine waren durch die enorme Hitze gesprengt und vereinzelte Glutfetzen kohlten vor sich hin. Ein perfektes Set um das Setting aufzubauen, ein neues Feuer. Wir machten uns wieder daran den Strand nach holzigen „Treibgut“ abzusuchen; es war noch reichlich da und in kürzester Zeit wurde ein neuer Turm zu Tunhovd gebaut. Übermannshoch türmte sich das trockenen Holz und leichte Rauchwolken stiegen aus dem Haufen, doch der Funke sprang nicht über. Wir mußten ein wenig nachhelfen und Michis Atem ließ die Glut zur Flamme werden und bald loderte der Turm und riesige Stichflammen stiegen empor. Die enorme Hitzewelle ließ uns instinktiv nach hinten bewegen. Aufkommender Wind spielte wild mit den Flammen, dunkle Rauchschwaden signalierte allen anderen Tunhovdzugereisten (am anderen Ufer), dass am Set etwas passierte. Unnachgiebig verzehrte das Feuer unser Strandgut, Steine platzten in der Glut und nach einiger Zeit fiel der Turm in sich zusammen; ein breiter Glutteppich breitet sich aus. Das ständige Kommentieren des Verlaufs vom Turmfall zu Tunhovd wurde zum emblematischen Symbol unserer feurigen Gigantonamie. Mehr geht nicht, oder etwa doch?

Tunhovd3_am_Set1Tunhvod3_am_Set2Tunhovd3_am_Set3

Es sollte wieder Regen geben und Not macht erfinderisch, aber nicht frei, so heißt es doch so schön. In den vorherigen Tagen hatten wir schon ein wenig das Auf- als auch Abbauen der Regenplane über der Terrasse eingeübt. Dann kam Wind auf, einige zweifelten an der Haltbarkeit unseres Unterfanges, doch wir erkannten schnell, dass Realität ja bekanntlich nichts anderes als unser Vertrauen in sie ist und es kam uns real vertraut vor.

Tunhovd3_unter_der_Plane Tunhovd3_Plane2

Geht da noch mehr?

…das werden wir 2010 sehen, im Jahr der Fussball-WM in Südafrika.

Tunhov3_Wir

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2 Kommentare zu “3. Hüttenseminar im Tann zu Tunhovd

  1. Da sag ich nur noch eins: “Ist das jetzt ein Raucher-Auto ???”
    Freue mich schon darauf, wenn es wieder heißt: Da geht noch was … im Tann am Fjord.

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